Was kann KI heute schon – und welche Jobs sind gefährdet?

Seit Wochen berichten Medien weltweit über künstliche Intelligenz und insbesondere das Online-Tool ChatGPT (27.). GPT steht dabei für „Generative Pre-trained Transformer“, eigentlich eine bessere Beschreibung für die eigentliche Funktionsweise als „künstliche Intelligenz“.

Denn ChatGPT kann nur zusammenfügen, was vorher trainiert wurde – bis September 2021. Wir können also ausprobieren und eine Ahnung bekommen, was in Zukunft alles möglich sein könnte und wo die Grenzen sind. Eine zuverlässige Hilfe bei der Erarbeitung aktueller Fragestellungen ist das Tool aber nicht unbedingt.

Trotzdem zeigen sich erste sinnvolle Einsatzgebiete für den Arbeitsalltag:

  • Effizienzsteigerung, vor allem für Online-Recherchen und Content Erstellung
  • Optimierung von Arbeitsprozessen über Integrationen
  • Unterstützung für alle, die sich z.B. mit dem formulieren von längeren Texten schwer tun, oder Anschub-Ideen benötigen

Künstliche Intelligenz im aktuellen Stadium hat also durchaus schon eine kreative Komponente. Nicht nur was Texte angeht, auch Bilder lassen sich bereits automatisch generieren, z.B. mit Dall-e 2 (28.), ebenfalls vom ChatGPT Anbieter OpenAI. Auch, wer einen großen Teil seines Arbeitstages mit Datenverarbeitung im weitesten Sinne verbringt – mit Texten oder Zahlen – sollte sich das Ganze mal anschauen.

Die Gefahren: nicht immer entsprechen die zusammen kombinierten Daten der Wahrheit oder dem Stand der Wissenschaft. Wer ChatGPT nutzt, muss also selbst in der Lage sein, Ergebnisse zu hinterfragen und entsprechend zu korrigieren. Es bedarf einer gesteigerten Medien- und Datenkompetenz!

Blogbeitrag: Was bedeutet Künstliche Intelligenz für unsere digitale Identität?

Außerdem besteht die Versuchung, die Tools in der eigenen IT Umgebung bzw. der des Arbeitgebers einzusetzen, mit Bestands-Software zu verknüpfen und personenbezogene bzw. sensible Daten einzutragen – bewusst oder aus Versehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die automatische Transkriptions-Funktion von Airgram (29.). Hier ist fortgeschrittenes Training zu IT Sicherheit und Datenschutz gefragt.

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Spitze des KI Bergs

Tatsächlich zeigen ChatGPT und ähnliche auf Machine Learning basierende Tools erst in der Kombination ihre volle Stärke, z.B. bei der automatisierten Erstellung von Social Media Inhalten.

Abseits der Medienberichterstattung, finden sich vor allem in der Tech und Gründer Szene zahlreiche Empfehlungen für zusätzliche Tools, wie hier in einem Linkedin Post von Nikhil Gaddam (übersetzt):

  1. Krisp: Die künstliche Intelligenz von Krisp entfernt Hintergrundstimmen, Geräusche und Echo aus Ihren Anrufen, damit Sie beruhigt telefonieren können.
  2. Beatoven: Erstellen Sie einzigartige, lizenzfreie Musik, die Ihre Geschichte aufwertet.
  3. Cleanvoice: Automatisches Bearbeiten Ihrer Podcast-Episoden.
  4. Podcastle: Aufnahmen in Studioqualität, direkt von Ihrem Computer aus.
  5. Flair: Gestaltung von Markeninhalten im Handumdrehen.
  6. Illustroke: Erstellen Sie tolle Vektorbilder aus Textvorgaben.
  7. Patterned: Generieren Sie genau die Muster, die Sie für Ihren Entwurf benötigen.
  8. Stockimg: Erzeugen Sie jedes Mal das perfekte Archivfoto, das Sie brauchen.
  9. Copy: KI-generierte Texte, die die Konversion tatsächlich erhöhen.
  10. CopyMonkey: Erstellen Sie Amazon-Inserate in Sekundenschnelle.
  11. Ocoya: Erstellen und planen Sie Inhalte für soziale Medien 10x schneller.
  12. Unbounce Smart Copy: Schreiben Sie leistungsstarke Kaltakquise-E-Mails in großem Umfang.
  13. Vidyo: Mit wenigen Klicks Kurzvideos aus langen Inhalten erstellen.
  14. Maverick: Personalisierte Videos in großem Umfang generieren.
  15. Quickchat: KI-Chatbots zur Automatisierung von Kundendienstdiagrammen.
  16. Puzzle: Aufbau einer KI-gestützten Wissensbasis für Ihr Team und Ihre Kunden.
  17. Soundraw: Hören Sie auf, nach dem Song zu suchen, den Sie brauchen. Erstellen Sie ihn.
  18. Cleanup: Entfernen Sie in Sekundenschnelle jedes gewünschte Objekt, jeden Defekt, jede Person oder jeden Text aus Ihren Bildern.
  19. Resumeworded: Verbessern Sie Ihren Lebenslauf und Ihr LinkedIn-Profil.
  20. Looka: Gestalten Sie Ihre eigene schöne Marke.
  21. theresanaiforthat: Umfassende Datenbank mit KIs für jede Aufgabe.
  22. Synthesia: Erstellen Sie KI-Videos, indem Sie einfach Text eintippen.
  23. descript: Neue Methode zur Erstellung von Videos und Podcasts.
  24. Otter: Erfassen und Weitergeben von Erkenntnissen aus Ihren Besprechungen.
  25. Inkforall: KI-Inhalte (Erstellung, Optimierung, Leistung).
  26. Thundercontent: Inhalte mit KI generieren.

Die Übersetzung der Beschreibungs-Texte habe ich fix mit DeepL (30.) erledigt, dem Übersetzungs-Tool eines Kölner Startups, das bereits eine Firmen-Bewertung von 1 Milliarde US-Dollar erreicht hat. Auch ein Hinweis, auf die Relevanz des Themas.

Was vor allem Unternehmer/innen in die Karten spielt – endlich noch mehr Aufgaben in weniger Zeit erledigen – stellt vor allem Arbeitnehmer/innen vor Herausforderungen.

Ist ein Kernkriterium für Einstellung und Karriere heute noch „Was kann ein Mensch und passt das mit dem Anforderungsprofil der Position zusammen?“, wird sich das wandeln in „Welche Prozesse und Technologien kann ein Mensch kontrollieren?“. Damit laufen auch kreative Berufe Gefahr, vor allem nach technologischen und wirtschaftlichen Aspekten bewertet zu werden.

Aus persönlicher (Digital-)Erfahrung würde ich allerdings auch vermuten, dass wir uns bei einer immer intensiveren Nutzung von digitalen Tools im Arbeitsalltag gleichzeitig nach inspirierenden und echten Erfahrungen wie Kunst, Kulturveranstaltungen und Handarbeit sehnen. Die Frage ist, ob wir diese Dinge gleichzeitig entsprechend wertschätzen und finanzieren, bevor sie verloren gehen.

Arbeitsmarkt und Zukunft

Uns steht jedenfalls eine neue Arbeitswelt und auch eine neue Form des Kapitalismus ins Haus. In Deutschland wahrscheinlich später als anderswo, da in vielen Bereichen noch die Datengrundlage fehlt. Wer sich noch gar nicht damit befasst hat, sollte aber langsam mal anfangen.

Hilfreich ist dabei z.B. der Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Persönliches Ergebnis: IT Forensik und Content Creation sind nichts, worauf ich meine Karriere langfristig stützen kann. Aber als Programmiererin, Politologin und Unternehmerin bin ich wesentlich schwerer zu ersetzen.

Erfolgreich oder ausgebremst?

Auch erfolgreiche Content Creator machen sich Sorgen um ihre Jobs bzw. ihre Relevanz sowie virtuelle Konkurrenz. YouTuberin Gnu hat dazu eine interessante Reaction mit dem Titel „Hilfe! Ich werde ersetzt!“ auf ein Video von Filmkritiker David Hain produziert. Unbedingt sehenswert!

Es geht nicht nur um die Frage, ob künstlich generierte Persönlichkeiten den echten Konkurrenz machen. Auch, welche Jobs in der Produktionskette überhaupt noch benötigt werden und wie sich Rechte an eigenen Inhalten, Bildmaterial, Stimme etc. sichern lassen, wird diskutiert.

Quellenangaben und -prüfungen sowie die Beachtung von Nutzungs-, Bild- und Markenrechten scheinen bisher tatsächlich nicht die Stärke von künstlicher Intelligenz zu sein. Für Websites lässt sich die Nutzung der Inhalte technisch einschränken. Bei Videos und Sprachaufnahmen dürfte das schwieriger werden. Ein Punkt, den die Anbieter nicht einfach ignorieren sollten.

Denn, wichtiger Aspekt: irgendwer muss auch die künstliche Intelligenz mit Daten füttern. Ähnlich wie Social Media Plattformen würden demnach auch KI Anbieter davon profitieren, Content Creator bzw. Nutzer, die durch ihre Interaktion und ihr Feedback das Lern-Modell mit trainieren, am Gewinn zu beteiligen.

Auch mit der Diskussion um einen europäischen „AI Act“ (hier ein Heise-Kommentar dazu) müssen sich die Unternehmen wohl zeitnah befassen.

Autor: Carolin Desirée Töpfer